Highlinen an den Zähnen der Alten

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Zugegeben, Ostern 2015 ist schon eine Weile her und somit auch der Beginn meiner Frühlingsferien. Entgegen der Vermutung, dass man während Ferien viel Zeit hätte, kam ich während den knapp drei Wochen vor lauter Velofahren, Klettern und ähnlichem nicht einmal annähernd zum Schreiben.
Deshalb die Verspätung…

Alexis auf der 46m langen Line namens N°1
Alexis auf der 46m langen Line namens N°1

Doch nun zu unserem dreitägigen Projekt im Tessin. Bereits vom Bahnhof bei Lugano aus sah man die Felstürmchen der Denti della Vecchia in den Himmel ragen. Nach dem Einkaufen für insgesamt zwölf Personen (es fühlte sich an, wie einkaufen für ein Jugendlager) ging‘s mit Bus, einem vollbepackten Auto und Vespa den Berg hoch. Beim Wanderweg war dann Endstation und so schleppten wir während gut zwei Stunden all unser Material auf den Pass beim Sasso Grande.
Zum Glück waren Sina und Sebi schon einen Tag zum Voraus hochgegangen und konnten die erfreuliche Nachricht von fliessendem Wasser in der Nähe des Lagers mitbringen. Denn der eventuelle Transport von Wasser für drei Tage und zwölf Personen bereitete uns auf der Hinfahrt im Zug bereits ziemlich Sorgen.

Wir begannen kurz nach der Ankunft mit dem Aufbau, oder genauer mit dem Ausmessen der Bandlänge. Die eine Line wurde nämlich bereits 2012 schon einmal aufgebaut, es wusste aber leider niemand mehr, wie lang sie genau war. Und so schien es zu Beginn, als ob unser mitgebrachtes Band etwa zwei fiese Meter zu kurz wäre! Der Laser zeigte eine Entfernung der Fixpunkte von 46 Meter, beim Band massen wir 47. Naja, nicht gerade die feine Art, aber es reichte halt…
Wir wurden noch am selben Abend fertig mit dem Aufbau der langen Line. Gleichzeitig suchten einige von unserer Truppe einen Spot für eine etwas kürzere Highline und bohrten diese schliesslich ein.

Am nächsten Morgen machten Alexis, Ändu und ich uns gut gestärkt von einem Topf voller Boritch auf den Weg zur längeren Line. Nur zu dritt hatten wir viel Zeit dort oben und konnten uns ziemlich austoben. Ich durfte als ersten einen Versuch wagen und erreichte mit einigen Catches das andere Ende. Den Rückweg konnte ich dann bereits ziemlich ohne Probleme durchlaufen, ich hatte an diesem Tag erfreulicher Weise keinerlei Probleme mit der doch eher exponierten Lage. Bei Alexis und am darauf folgenden Tag bei Tom und Sebi lief es ebenso problemlos.
Auch auf der kürzeren Line wurde fleissig gelaufen, und nebenbei konnten Ändu und ich es natürlich nicht lassen auf jeden erdenklichen Turm zu klettern. Die Landschaft dort oben ist mit den unzähligen Felszacken für Kletterer und Highliner schon fast ein kleines Paradies. Man könnte sich wahrscheinlich über eine Woche ohne Anzeichen von Langeweile dort oben beschäftigen!

Irgendwo im Nirgendwo, am letzten Tag war das Wetter etwas schlechter
Irgendwo im Nirgendwo, am letzten Tag war das Wetter etwas schlechter

Dass Highlinen für mich mehr als nur „auf der Line stehen“ ist, durfte ich an den Abenden am Lagerfeuer wieder einmal mehr erfahren. Erst Details wie gemeinsam über dem Feuer zu kochen und essen oder bis in die späte Nacht hinein ums Feuer zu sitzen und zu plaudern, machen Ausflüge wie diesen so richtig lohnenswert und komplett.
Ich genoss die drei Tage im Tessin auf jeden Fall in vollen Zügen. Dass es in der Nacht auf Sonntag sogar ein wenig schneien kam und das Wetter dann durch den letzten Tag nicht mehr allzu gut war störte gar nicht mal so sehr. Wir nahmen es ziemlich gemütlich, so dass auch ein wenig lesen oder einfach faulenzen noch Platz hatte. Am Nachmittag packten wir dann unsere sieben Sachen zusammen und machten uns auf den Abstieg. Ziemlich müde, aber überglücklich ging‘s mit dem Zug wieder Richtung Bern.

Wir hatten während der ganzen Heimfahrt übrigens keinerlei Platzprobleme. Komischerweise wollte sich niemand in die Nähe unserer Abteile setzen…

Geschrieben von Benj