Urbanes Highline Meeting in Karlsruhe

erstes
Man hört ja viel Negatives über die «sozialen Medien»… Dass sie zwischendurch aber auch mal ganz praktisch sein können, durfte ich kürzlich herausfinden. Bei einem Blick in die Facebook-Welt fand ich Freitags Abends eine Einladung zum Urbanen Highline Meeting in Karlsruhe. Manuel Hennchen hatte das Projekt vor zwei Jahren schon mal organisiert – mit bestem Erfolg. Nach kurzer Absprache sass ich ein paar Stunden später im Zug.

Steff auf der 40m LC Sonic
Steff auf der 40m LC Sonic

Mitten in Karlsruhe sollten also nun dieses Jahr wieder im Rahmen des KIT Sommerfests zwischen den beiden Chemie-Gebäuden der Uni mehrere Highlines gespannt werden. Samstags Morgens traf ich kurz nach einem kräftigen Gewitterguss auf die Rigging-Crew: Steff, Luke, David und Jenny waren schon fleissig auf den Dächern daran die Lines aufzubauen. Ich gesellte mich dazu. Allerdings gestaltete sich der Aufbau nicht ganz so simpel wie man ursprünglich erwartet hätte. Mehrmals mussten kleine Änderungen am Set-up gemacht werden und wie üblich verging die Zeit schneller als gewollt.

Schlingen wurden in grossem Stil benötigt (es wurden über 170m Schlingen verbaut). Dann trafen aber mehr Helfer ein und das Ganze nahm zunehmends an Form an. Steff traute sich als erstes auf ein gut 50m langes, ungespanntes Type 18-Band – nur rein schon zuzuschauen war eine spannende Sache. Wenn ich mich recht erinnere, waren übrigens alle Lines aus Nylon, die meisten davon hingen zudem schon gut durch ohne dass jemand darauf sass – ein Fakt der mein mulmiges Gefühl deutlich unterstützte. Den ganzen Tag über war ich schon leicht angespannt gewesen. Die Höhe der Gebäude war mit gut 40m zwar nicht die Welt, aber irgendwie war mir das ganze nicht so wirklich geheuer.

Ein verdienter Ausblick für Manu
Ein verdienter Ausblick für Manu

Ich war zwar vorher schon über urbane Highlines gelaufen, aber die senkrecht abfallende Fläche des Gebäudes, die vielen Stockwerke und die kleinen Menschen, welche unten auf dem Festival-Gelände wie Ameisen herumliefen gaben einem ein ungewohntes Gefühl von der Höhe. Nach dem Highlinen ging es gemeinsam ans Abendessen und hinterher hatte man die Auswahl zwischen verschiedenen Dancefloors des Sommerfests. Der Abend nahm seinen Lauf und endete gemütlich in der Hängematte. Ein kleines Luxusproblem entstand dann allerdings am nächsten morgen, als die Sonne so stark auf die Schlafsäcke schien, dass man quasi gezwungen wurde aufzustehen um den einen oder anderen Fuss auf die Line zu setzen. Das Highlinen auf nüchternen Magen klappte erstaunlich gut – nachdem ich mir am Vortag von den Profis ein paar Tipps geholt hatte lief’s wie am Schnürchen. Ich war noch ein bisschen mehr motiviert als sonst, denn lustigerweise endeten die Lines auf der einen Seite auf dem gleichen Dach, auf dem mein Vater vor 30 Jahren seine Chemie-Experimente während des Studiums machte. Überraschenderweise konnte ich die extrem durchhängende 55m Sonic-Line komplett durchlaufen. Ein cooles Gefühl so über der Stadt den persönlichen Rekord zu toppen! Hinterher fiel mir auf, dass es auf so ungespannten Lines vermehrt unmöglich wird «rüber zu krampfen», wie ich es bis dahin häufig gemacht habe, wenn die Angst vor der Höhe da ist. So lange die Lines kurz und/oder gespannt genug sind klappt das meistens. Im Gegensatz dazu schaukelt man bei so dynamischen Lines alles viel zu stark auf, wenn man verkrampft versucht sich schnellst möglich ans andere Ende zu retten. Voraussetzung für das Gelingen ist quasi neben dem Fokus eine gewisse Ruhe zu entwickeln. «In der Ruhe liegt die Kraft» scheint also auch beim Slacklinen durchaus seinen Sinn zu haben…

Ein kleines Nickerchen über der Stadt könnte nicht schaden, hat sich Laura da vermutlich gedacht
Ein kleines Nickerchen über der Stadt könnte nicht schaden, hat sich Laura da vermutlich gedacht

Der Spass endete leider etwas früher als geplant, da wir aufgrund eines kleinen organisatorischen Missverständnisses schon mittags abbauen mussten. Halb so tragisch – so weit ich weiss war zumindest am Vortag jeder schon mal auf den Lines gewesen. Die Stimmung war insgesamt echt entspannt gewesen und es hat sehr Spass gemacht wieder ein paar neue Gesichter kennenzulernen. Abschliessend einen Riesen Dank an den Manu, der das ganze möglich gemacht hat. Wer weiss – vielleicht ist ja die Uni in Basel ebenfalls von einem ähnlichen Konzept überzeugbar…

Geschrieben von Fäbu