Was man nicht alles im Keller findet!
Im (legendären) Material-Keller der Slackliner-WG an der Aare hat Tom letztens rein zufällig ein besonders seltenes Stück Slackline-Band gefunden. Es misst schlappe 330m, heisst „Aeon“, ist aus Dyneema und gehört eigentlich unseren Slackline-Herstellern Landcruising aus Dresden. Ein vergleichbares Hightech-Band wird man in Europa zur Zeit vergebens suchen. Dass Tom diesen Schatz in seinem Keller entdeckte war eigentlich auch gar kein Zufall, um die Karten mal offen auf den Tisch zu legen. Julian hatte das Leichtgewichtband für seinen Weltrekord im Highlinen ein paar Tage vorher von Landcruising ausgeliehen bekommen und nun lag es bis zum BernCitySlack sicher im Keller. Mit grösster Vorsicht machten wir uns an das Vorhaben den bisherigen Schweizer Longlinerekord von Guido Häfeli einzustellen. Marc, Tom und ich trafen uns bei unserem PassionSlackers-Longlinespot 1.0, der sich keine 5 Minuten von unserem Zuhause befindet. Der hätte auch perfekt für das Vorhaben gepasst, wären da an diesem Tag nicht die letzten 15m des Feldes von Kühen besetzt gewesen.
Ein neuer Spot musste her.
Rund eine Stunde später wurden wir einige Kilometer weiter in Vogelsang fündig. Der Spot schien perfekt. Die Entfernung mass lustigerweise genau wie der bisherige Rekord 235m. Mit Samthandschuhen packten wir das Band aus. In wenigen Minuten hatten wir es gespannt, wobei wir aufgrund der geringen Dehnung nur etwa 4m Flaschenzug brauchten. Dann ging es erstaunlich schnell. Marc lief die Line beim dritten Versuch. Keine halbe Stunde später war Tom ebenfalls am Ende der Line angekommen – Onsight. Es gab also mit Marc und Tom gleich zwei neue Schweizer Longline-Rekord-Egalisatoren innerhalb einer Stunde. Dann machte ich mich an meinen zweiten Versuch. Im Gegensatz zu den zwei anderen hatte ich mehr Mühe. Meine Schultern brannten noch vom nicht ganz leichten Rucksack beim Zipfelmützen-Projekt.
Der Vorteil bei diesem Band war allerdings, dass es im Wesentlichen eine Konzentrations- und Konditionssache war, weniger eine Aufgabe der Technik, bei der ich wenig Chancen gehabt hätte. Ich habe mich vermutlich noch nie so lange am Stück konzentriert. Nachdem das Ende für zwanzig Minuten einfach nicht wirklich näher kommen wollte, stand ich dann irgendwann doch kurz davor, wo ich dann aber 10m vor Schluss tatsächlich doch noch runterfiel. Das Ende ist gemeinerweise der schwierigste Teil einer solchen Line, wobei ich das fast trainingslose letzte halbe Jahr an dieser Stelle gut als Ausrede brauchen kann, denke ich. So schön die ganze Aktion auch war, sei doch für alle, die sich mit dem Material nicht so gut auskennen gesagt, dass der Unterschied zwischen dem Leichtgewicht-Band „Aeon“ und dem Schwergewicht Core 1 massiv ist. Simpel ausgedrückt wird es beim Longlinen sehr viel einfacher wenn man ein leichtes Band nimmt. Diese Gelegenheit ergibt sich halt eben nur äusserst selten. Sportlich gesehen war das Ganze also kein Vergleich zu Guido’s bisheriger Leistung.
Trotzdem, der Fakt mal 200m auf einer Slackline gelaufen zu sein gefällt mir – hightech hin oder her.
Geschrieben von Fäbu
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